Island : Woche 1
Jetzt sind wir endlich unterwegs aber in meinem Kopf ist dieser Umstand noch nicht angekommen. Das Vorbereiten unserer Wohnung für die Untermiete, das Ausmisten, Neuanschaffen von Zeug in gleicher Menge, der letzte Tag auf Arbeit, unsere kleine Abschiedsfeier, die ganzen Treffen mit Freunden und Bekannten - all das, hat kein Gefühl des Abschieds in mir aufkommen lassen.
Wie ich das finde? Beruhigend… ☺️ Das bedeutet, dass ich vermutlich auch kein Gefühl von Heimweh verspüren werde.
Das wir nun 10,5 Monate unsere Heimat verlassen ist dennoch ein abstrakter Gedanke, dessen Bedeutung ich wohl erst in ein paar Wochen verstehen werde, wenn wir Island verlassen - und das nicht Richtung Deutschland sondern nach Kanada.
Tag 1: Dresden > Reykjavík
Unser Reisestart verlief bisher ein wenig holprig. Auf unserem üppigen Gepäck sitzend, standen wir vor unserem Hauseingang, auf das bestellte Taxi wartend, welches nicht kam. Kein Problem, Martin rief noch mal bei der Taxizentrale an und innerhalb kürzester Zeit kam dann das beigefarbene Auto um uns zum Flughafen zu bringen (die Reservierung war nicht im System).
Dort angekommen, gaben wir unser Gepäck auf. Jeweils eine Kraxe mit 21,8 Kilogramm und ein zusätzliches Gepäckstück (unsere Campingausrüstung) die uns 75 € bei KLM kostete. Ein fairer Preis, wie ich finde.
In der Handgepäckkontrolle wurde bei mir ein „Deo” gescannt, welches sich als Anti-Mücken-Spray herausstellte, welches sich schon seit Jahren in meinem Rucksack befand und dessen ich mir nicht mehr bewusst war. Der Mann am Scanner nahm es mit Humor und meinte, es könnte ja auch so ein Spray gegen böse Männer sein - das müsse er prüfen. 😅
Als wir zum Gate kamen hieß es dann, der Flieger hat 20 Minuten Verspätung. Mein erster Gedanke: „Wann starte ich mal pünktlich vom Dresdner Flughafen?“ 😂
Es ging dann doch relativ zügig voran, wir sind in Amsterdam zwischen gelandet und ohne Zeitdruck zum Gate, wo unser Anschlussflug gestartet ist. Wir bestiegen eine moderne Boing, mit viel Komfort und nettem Personal.
Der nächste Stolperer ließ jedoch nicht lang auf sich warten.
Wir warteten erst eine halbe Stunde auf Starterlaubnis und als der Himmel über Amsterdam frei war, zog ein massives Gewitter mit Starkregen und Windböen auf, welches unseren Flug um eine weitere halbe Stunde verspätete. Aber wir nahmen es gelassen, wir haben ja Zeit ☺️
In Keflavik angekommen riefen wir die Autovermietung an, die außerhalb vom Flughafen sitzt, und gaben Bescheid, dass wir von ihnen mit dem Shuttle abgeholt werden wollen um unseren Mietwagen entgegen zu nehmen. Wir machten einen Treffpunkt aus, übersahen uns aber leider. So warteten wir noch mal eine Stunde.
Dann hatten wir endlich das Auto und konnten in Richtung Campingplatz fahren.
Der Aufbau unseres Zeltes und unserer Stühle war das Highlight des Tages, da es reibungslos und sehr schnell von statten ging.
Mit 2 Stunden Zeitverschiebung in den Knochen krabbelten wir um 11 Uhr isländischer Zeit ins Zelt , während draußen die Sonne hell am Himmel stand und die Vögel ein Konzert veranstalteten. Die erste Nacht gestaltete sich kurz, aber dank einwandfreiem Material, sehr komfortabel.
Tag 2: Reykjavík
Am nächsten Tag haben wir einen Großeinkauf an Lebensmitteln gemacht und unser Mietauto mit Pappkisten bestückt um unsere Kleidung sortiert und ein wenig Struktur in unsere ganzen Sachen zu bekommen, damit man nicht jedes Mal anfängt mit suchen.
Danach haben wir Reykjavik besichtigt. Eine kleine nette Stadt (37% aller Isländer leben in Reykjavik) mit einer Einkaufsmeile, einem Hafen und einer imposanten Oper.
Wir haben uns Burger geleistet und sind später noch zu einigen in der Nähe liegenden Wasserfällen gefahren.
Tag 3: Pingvellir
Auf dem Weg zum nächsten Campingplatz sind wir nach Þingvellir gefahren. Dort kann man das Auseinanderdriften der amerikanischen und eurasischen tektonischen Platten durch imposante Felsspalten und Risse begutachten.
Die tektonischen Verschiebungen lösen häufig Erdbeben aus. In den letzten 10.000 Jahren ist das Land beiderseits der Schlucht Almannagjá um 70 Meter auseinandergedriftet und der Talboden hat sich um ca. 40 Meter gesenkt. (Wikipedia)
Und den Öxarárfoss, welcher sich am Ende der Spalte befand, bestaunten wir in ausgiebiger Länge ohne zu ahnen was noch an atemberaubenden Wasserfällen auf uns wartet.
In Reykholt haben wir dann unser Zelt aufgeschlagen und eine angenehme Nacht verbracht.
„Island ist rau und grün und hell - jeden Tag und jede Nacht.“
Tag 4 : Geysir, Gullfoss und Háifoss
Der nächste Tag stand im Zeichen des Wassers. Wir starteten unsere Tour am Strokkur Geysir.
Seine Ausbrüche erfolgen regelmäßig im Abstand von ca. 10 Minuten und manchmal bis zu dreimal kurz hintereinander. Die kochende Wassersäule des Strokkur erreicht eine Höhe von 25 bis 35 Meter (Wikipedia). Wir sahen uns 2-3 Ausbrüche an, während wir eine kleine Wanderung in dem Areal rund um den Geysir machten und fuhren dann weiter in Richtung Gullfoss Wasserfall.
Seine durchschnittliche Wasserführung beträgt etwa 109 m3/s, im Sommer etwa 130 m3/s. Der größte bisher gemessene Abfluss betrug 2000 m3/s.
Der Wasserfall besteht aus zwei Stufen, von denen die erste 11 m und die zweite 21 m Höhe besitzt. Von der zweiten Stufe stürzt das Wasser in eine Schlucht, die vom Wasserfall bis zur Verbreiterung zum Tal 2,5 km lang ist und eine Tiefe von 70 Metern erreicht (Wikipedia).
Es ist ein Wasserfall der eher großen Kategorie, dementsprechend war der Touristenandrang. Einen Vorteil hatte die Größe - es gab keine Möglichkeit für die Selfi-Jäger auf einen Stein vor dem Wasserfall zu klettern um sich in Siegerpose ablichten lassen zu können.
Und weiter ging’s zum Háifoss. Um diesen live sehen zu können, mussten wir eine sogenannte F-Straße fahren. Diese sind nicht geteert, teilweise sehr holprig und nur mit 4x4-Auto zu befahren. Der lange Weg hat sich aber gelohnt. Dieser Wasserfall war einfach gigantisch! Wir fühlten uns in einen Herr der Ringe Film versetzt, und das beste war - wir hatten ihn fast für uns allein, weil die vielen Touri-Busse die F-Straßen nicht befahren können.
Zu guter letzt leisteten wir uns ungewollt ein kurzes Vergnügen indem wir ein Wikingerdorf besichtigten, welches 17 € Eintritt pro Person kostete. 😂
Tag 5: Kerið Krater und Strand von Þorlákshöfn
Am Tag 5 erwischte uns leider schlechtes Wetter. Für den ganzen Tag war Regen vorhergesagt, der auch auf die Minute genau einsetzte. Wir machten uns dennoch auf um uns einen Vulkankrater anzusehen.
Der Krater ist 55 m tief. Der Kratersee in Kerið hat eine Größe von ca. 270 mal 170 m und damit eine Fläche von etwa 0,05 km². Die Wassertiefe schwankt zwischen 7 und 14 m (Wikipedia).
Danach fuhren wir noch ans Meer, welches vom Wetter aufgeraut wurde und sich wild präsentierte.
Tag 6: Gugglafoss, Seljalandsfoss und Landmannerlaugar
An Tag 6 machten wir uns auf den Weg ins Hochgebirge Islands, zu den bunten Bergen, und kamen dabei an einem weiteren schönen Wasserfall vorbei - dem Gugglafoss und dem Seljalandsfoss, hinter dem man lang gehen kann.
Leider spielte auch an diesem Tag das Wetter nicht so recht mit, weswegen die Tour eher Autowandern war, als sich körperlich zu betätigen. Die Fahrt zum Landmannerlaugar war abenteuerlich, da sie auch über eine F-Straße führte, die aus großen Wasserlöchern bestand, aus steilen Anstiegen und aus mehreren Flüssen die es zu queren galt. Martin ist todesmutig mit Flip Flops ins eiskalte Gletscherwasser gestiegen um zu prüfen ob es unser Mietwagen durchfahren kann. Wir schafften es bis zum Ende des Weges, aber der Fluss direkt vor dem Campingplatz (auf welchem wir eigentlich nächtigen wollten) war zu tief für unseren Subaru. Ein Mann aus Leipzig, mit dem wir gemeinsam vor dem Fluss standen und fachsimpelten, der Ahnung von Subarus und Flussquerungen hatte, meinte zwar, dass wir durch fahren könnten, uns war es am Ende aber zu heikel. wir sehen vielen Fahrern zu die bis zu diesem Punkt gekommen waren und sich dann durch diesen letzten Fluss nicht durch wagten.
Wir kamen aber in den Genus, mit ansehen zu können, wie ein Expeditions-Bus mit durchgedrücktem Gaspedal durch den Fluss schoss. Es war ein erlebenis!
Dann setzte wieder starker Regen ein, der uns auch von dem Plan abbrachte, im Hochgebirge zu zelten. Also ging es wieder retour und in den schönen Ort Vik, in welchem wir unser Zelt aufschlugen. Dort trafen wir einen Radwanderer aus Österreich wieder, den wir in Reykjavik begegnet waren. Wir verbrachten einen langen Abend (fällt aber nicht auf, weil es nicht dunkel wird) mit ihm und krochen gegen halb 1 ins Zelt. Nachts kam das Zelt ordentlich in Bewegung, da sich der angesagte Sturm ankündigte.
Tag 7: Sturm
Den heutigen Tag verbrachten wir auf dem Campingplatz in einem großen Küchen-/Aufenthaltsgebäude um vor dem Sturm der auf Islands Küste getroffen ist, zu fliehen. Nachdem wir unser Zelt notabgebaut hatten, weil der Sturm mit Böen bis 90km/h, versuchte das Gestänge vom Zelt zu verbiegen, arrangierten wir uns mit sämtlichen anderen Campern (ein internationales Happening) im Küchenhaus. Dieses ist nicht beheizt und sehr zugig. Durch die schlecht verbauten Fugen der Fenster spritzte der Regen ins Gebäude rein. Eines der Fenster brach aus der Angel und wurde nach außen geschleudert. Es war abenteuerlich, aber wir waren vor dem Sturm und dem Regen geschützt. Martin hat den Subaru präpariert. Wir werden heute in ihm schlafen, da der Sturm noch nicht vorüber ist und die Zeltwiese unter Wasser steht. Mein erstes Mal im Auto schlafen. Mal sehen wie das wird - ich berichte!
„Island ist nass und windig und wild.“