Kanada : Woche 2

Tag 33: Viel Autofahren

Wir haben die Fähre um 20:30 Uhr bekommen, zum Glück! Wir haben high five gemacht, als wir mit dem Auto auf die Fähre fuhren. Es folgten 2 h entspannte Fahrt in Richtung Vancouver City. Es war eine herrliche Abendstimmung bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Nanaimo. Nach verlassen der Fähre stand uns eine lange Nachtfahrt in Richtung Kamloops (Ort in der Mitte zwischen Vancouver und Banff) bevor, die durchs Gebirge führte. Martin hat sich größtenteils hinter LKWs gehalten, da die Straßenbeleuchtung eher dürftig und durch regnerisches Wetter die Sicht nicht besonders gut war. Auf der langen Fahrt verloren wir eine Stunde durch den Wechsel in die nächste Zeitzone. Um halb 4 haben wir Kamloops erreicht und die Rezeptionistin unseres Hotels raus geklingelt und sind ins Bett gefallen.

Tag 34: Noch mehr Autofahren und Ankunft in Kananaskis

Nach 4,5 h Schlaf klingelte der Wecker und wir setzten unsere Fahrt in Richtung Banff (genauer Kananaskis, da im Banff alle Campingplätze ausgebucht waren) fort. Über 600 km (in Summe waren es 1000 km von Vancouver Island bis in den Banff) waren bis dorthin zu fahren. Unser Mittagessen gab es auf einem Rastplatz, wo wir schnell den Kocher angeworfen haben und Fertig-Pasta verzehrt haben. Danach ging es weiter auf dem Trans-Canadian Highway 1 durch die Berge vom Banff. Nach insgesamt 10 h Fahrt kamen wir auf Campingplatz in Kananaskis, im Peter Lougheed Provincial Park, Boulton Creek Campground an.

Die Entfernungen in Kanada sind immens und sollten nicht unterschätzt werden. Das Tempolimit liegt bei 110 km/h. Auf den meisten Straßen darf man nur 80-100 km/h fahren. So kann man die Landschaft um sich herum besser wahrnehmen, ist aber auch länger unterwegs als auf deutschen Autobahnen.

Auf dem Campingplatz angekommen stellten wir fest, dass wir einen herrlichen Platz mit Strom und Wasser mitten im Wald, ohne Internet/Telefon-Empfang gebucht hatten. Fussläufig befand sich ein Plumsklo, zu den Waschräumen (auf der Wiese vor den Waschräumen wuselten ganz viel zutrauliche Erdhörnchen) musste man mit dem Auto fahren, da der Campingplatz sehr weitläufig war. Fix Zelt aufgebaut, Essen, groggy ins Bett.

Tag 35: Kananaskis

Eine kurze Geschichte über Kanaskis:

Naturgeschichte: Die schroffen Gipfel und U-förmigen Täler im Kananaskis Country sind 12.000 Jahre alte Erinnerungen an die letzte Eiszeit. Sie wurden entdeckt, als kilometerdicke, Millionen Jahre alte Gletscher zu bloßen Überresten verschmolzen. Die eigentlichen Berge entstanden im Laufe von 200 Millionen Jahren. Tektonische Platten zwangen Gesteinsschichten dazu, sich aufzutürmen, zu brechen und zu Bergen zu falten. Die durch diesen Druck entstandenen Berge waren ursprünglich viel höher als die heutigen Post-Gletscher-Gipfel. Das Gestein selbst besteht hauptsächlich aus Kalkstein, der aus Schichten versteinerter Meeresbewohner besteht. Diese Kreaturen lebten vor Hunderten von Millionen Jahren im Binnenmeer, das den Süden Albertas bedeckte. Ein Beweis dafür sind alte Korallenriffe, Austernbänke und Haifischzähne im Kananaskis Country.

Kulturgeschichte: Archäologische Zeugnisse von Menschen im Kananaskis Country reichen über 8000 Jahre zurück. Die First Nations Stoney-Nakoda, Siksika, Blood und Kootenai haben alle eine tiefe Verbindung zu diesem Land. Kapitän John Palliser wählte vor 150 Jahren auf seiner Expedition durch die Gegend den Namen Kananaskis. Der Name stammt vom Cree „Kin-e-a-kis“. " - der Name eines Kriegers, der einen Axtschlag auf den Kopf überlebte.(https://www.albertaparks.ca/parks/kananaskis/kananaskis-country/information-facilities/history/)

Am Vormittag machten wir eine Fahrt zum View Point am Lower Kananaskis Lake, mit anschließender Wanderung am Upper Kananaskis Lake zum Point Campground. Immer mit dabei, dass Bärenspray weil überall Schilder standen, dass man sich im Bärenland befindet. Martin hat das Spray immer griffbereit an der Gürtelschnalle und zusätzlich trägt er eine Pfanne und Kochlöffel mit sich, um im Notfall Lärm machen  und zutrauliche Bären vertreiben zu können. 😎

Von der Anwesenheit von den Bären zeigt auch der Baum, an dem man gut die Kratzspuren eines Bären erkennen kann. Wir entdeckten noch zwei Tiere für die es kein Bärenspray brauchte - einen Chipmunk und ein wildes Huhn (?) mit Kücken 😍

Wir machten ganz viele Bilder von den türkisblauen Seen, den umliegenden Bergen und den tierischen Bewohnern dieser. Auf dem Rückweg zum Campingplatz, haben wir tatsächlich unseren ersten wilden Grizzley Bären gesehen! Er stand an der Straße und hat sich nicht von uns stören lassen. Er war nicht weit vom Campingplatz entfernt - also war die folgende Nacht bei mir ein bisschen unruhig 😅 Man freut sich ja extrem wilde Tiere zu sehen und bei einem Bär ganz besonders, aber wenn man dann im Zelt schläft und weiß, dass es keinen Zaun gibt, der den Bär davon abhält, durch das Waldstück zu laufen, in dem man schläft, ist das schon mit ein wenig Respekt verbunden…

Tag 36: Alltag

Am kommenden Tag haben wir uns den alltäglichen Dingen zugewandt und sind 1 h nach Canmoore gefahren, der nächst größere Ort, um dort Wäsche im Waschsalon zu machen. Das hat in Summe 3 h gedauert. Also gab es eine leckere Pizza zwischendurch, um uns die Zeit zu vertreiben und den Hunger zu stillen. Der Rückweg zum Campingplatz verlief auf einer Gravelroad mit schönen Ausblicken. Das Abendessen an unserem letzten Tag in Kananaskis bestand aus gebratener Veggiewurst, Hähnchen, Salat und Naan Brot.

Tag 37: Eine der schönsten Straßen der Welt

Am Vormittag machten wir uns auf in Richtung Jasper Nationalpark. Das Wetter gestaltete sich wechselhaft, was für dramatische Wolken sorgte und geniale Ausblicke auf monumentale Berge.

Wir machten einen Abstecher zum Peyto Lake und zur Stone Bridge als Alternative zu Lake Luise und Lake Moraine, da diese nur mit einem Shuttle zu erreichen waren, welches zum einen teuer und zum anderen ausgebucht war.

Dann versuchten wir unser Glück noch am Lake O’Hara, welchen wir verwarfen, da es bis zu diesem eine 10 km Wanderung gewesen wäre, für die wir leider keine Zeit hatten.

Unsere Fahrt verlief auf dem Icefield Parkway, welcher Lake Louise mit Jasper in Alberta verbindet und eine der schönsten Straßen (wegen der umliegenden Landschaft) der Welt darstellt.

Der Icefield Parkway wurde von Condé Nast Traveller als eine der Top-Strecken der Welt eingestuft und ist ein 232 km langer Abschnitt einer zweispurigen Autobahn, der sich entlang der Kontinentalscheide durch hoch aufragende felsige Berggipfel, Eisfelder und weitläufige Täler schlängelt.

Der Highway führt vorbei am Columbia Icefield. Es ist eine der größten Ansammlungen von Eis südlich des Polarkreises. Seine Fläche beträgt 325 km², die Dicke 100 bis 365 m und die jährliche Schneefallmenge bis zu sieben Meter (https://icefieldsparkway.com).

Weiter ging es über einen Pass mit über 2000 m Höhe. Die Temperatur sank auf unter 10 Grad - als wir den Pass verließen wurde das Wetter schlagartig besser und wir freuten uns auf die Ankunft auf dem Wabasso Campground.

Ein herrlicher Campingplatz am Fluss, mit Blick auf die Berge - ohne Wasser und Strom am Platz und ohne Duschmöglichkeit, aber mit einem beheizten Toilettenhäusschen mit Warmwasser-Waschbecken.

Die Nacht gestaltete sich kalt (1°C) mit Sternenhimmel, unsere Schlafsäcke und angemessene Kleidung hielten uns aber warm.

Tag 39: Jasper Town

Wir verstauten unsere sieben Sachen nur notdürftig im Auto, da die Fahrt zwischen den Campingplätzen nur kurz war und wir nicht Zeit vertrödeln wollten, mit akkuratem Abbau unserer Ausrüstung. Mit aufgeblasener Isomatte im Auto, fuhren wir nach Jasper und versüßten uns die Zeit zwischen Check-out und Check-in in Jasper zum Shoppen. 

Jasper ist eine Siedlung innerhalb des Jasper-Nationalparks in der kanadischen Provinz Alberta am Zusammenfluss des Miette River mit dem Athabasca River. Im Laufe ihrer Geschichte diente diese Ortschaft unter dem Namen Jasper's House als Handelsposten der Hudson’s Bay Company. Zwischen den 1820er Jahren und den 1840er Jahren war der Ort ein Streckenpunkt auf der Strecke des York Factory Express, einer Fernhandelsroute der Hudson’s Bay Company zwischen der York Factory an der Hudson Bay und dem Fort Vancouver im Columbia District (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Jasper_(Alberta)).

Der Ort liegt auf ca. 1000 m über Meer und hat knapp 5000 Einwohner. Jährlich zählt der Ort und der Nationalpark ca. 2.5 Millionen Besucher

2 T-Shirts, eine Wasserflasche und einen Jasper-Sticker später stärkten wir uns bei Tim Hortens mit einer Bowl und einem Veggie Wrap und fuhren weiter zum Wapiti Campingplatz, der seinem Namen sogleich alle Ehre machte.

Martin hatte noch gescherzt, dass „gefälligst“ ein Wapiti Hirsch an der Rezeption auf uns warten solle und so kam es dann auch 😃

Wir waren gerade dabei einzuchecken, als  aus dem Gebüsch neben dem Anmeldehäuschen eine Hirschkuh quer über die Einfahrt lief und graste. Sie ließ sich überhaupt nicht von den Wohnmobilen, Radfahrern und Canpern um sie herum stören. Es war surreal!

Ich bin natürlich gleich aus dem Auto gesprungen und habe fotografische Dokumentation betrieben - wann hat man denn nochmal die Chance?! Als wir über den riesigen Campingplatz zu unserem Platz (ohne Strom und Wasser) fuhren, sahen wir überall Wapitis stehen und waren glückselig!

Der Campingplatz liegt auf 1000m Höhe, somit waren tagsüber bis 25°C, nachts bis min 5°C. Martin hat gleich unser Tarp als Sonnenschutz aufgebaut, mit Hilfe von Gestänge aus der Natur und Fire Pit als Sockel. Ein Feuer machen wir nicht, obwohl wir es auf jedem Campingplatz  bezahlen, da es  bedeuten würde, dass alles nach Rauch stinkt und Wäsche machen ist immer mit Aufwand/Zeit verbunden. Die kanadischen Nachbarn juckt das weniger, es wird schon zum Frühstück, bei feinster Sonne, gezündelt und der Campingplatz in Rauchschwaden gehüllt. 😅

Tag 40: Maligne Canyon

Wir machten einen Ausflug zum Maligne Canyon mit 2 h Wanderung, wie viele andere Touristen. Obwohl einiges los war auf den Wegen um den Canyon war es dennoch eindrucksvoll. Wir liefen von der 1. bis zur 5. Brücke. 

Wasserfälle, Fossilien, Schlaglöcher, unterirdische Bachmündungen, die Nester von Raben und seltenen Mauerseglern, eine unerwartet üppige Pflanzenwelt und die verblüffenden Auswirkungen des Frosts – das sind nur einige der Wunder des Maligne Canyon. Wirbelndes, aufgewühltes Wasser hat die an manchen Stellen nur zwei Meter breite Schlucht bis zu einer Tiefe von mehr als 50 Metern ausgewaschen.

Der Maligne Canyon ist in die Palliser-Formation gehauen, eine Kalksteinschicht, die vor etwa 365 Millionen Jahren durch kalkabsonderndes Plankton in einem flachen tropischen Meer abgelagert wurde. Einige Geologen spekulieren, dass Teile der Schlucht ursprünglich tiefe Höhlen waren, die inzwischen durch Gletscherabschürfungen und Wassererosion freigelegt wurden (https://parks.canada.ca/pn-np/ab/jasper/activ/itineraires-itineraries/canyon-Maligne).

Danach ging es weiter zum Medicine Lake. Wir nahmen eine Vesper mit Nudeln zu uns und hatten dabei einen wunderbaren Blick auf den See. Dieser bietet Heimat für ein Seeadler-Paar, welches sein Nest am Ufer des See gebaut hat. Leider haben wir sie nicht gesehen.

Auf dem Rückweg haben wir das  Naherholungsgebiet von Jasper, Lake Edith und Annette besichtigt, an dessen Ufern sich Badende und Stand up Paddler tummelten. Paradiesisch!

Zurück auf dem Campingplatz war Abendessen und chillen angesagt. Und tatsächlich kam uns noch mal eine Wapiti Hirschkuh besuchen!! Vollkommen gelassen lief dieses schöne und sehr große Tier über den Campingplatz und macht in der Nähe unserer Zeltes Stopp um zu grasen. Ich habe mich gleich mit der Kamera bewaffnet und das Tele dran geschraubt, was gar nicht nötig war, da ich eher dem Hirsch aus dem Weg gegangen bin als umgekehrt 😅. Was für ein Erlebnis!


Noch etwas in eigener Sache: diesen Beitrag zu schreiben, Bilder zu bearbeiten und alles auf Squarespace (übers Handy) hochzuladen, hat mich viele Stunden und Nerven gekostet, da das Programm nicht mitgespielt hat (ständige Abstürze, Beitrag mehrfach angelegt etc.) und der Upload der Bilder sehr lange gedauert hat. Das ist auch der Grund, warum ich so spät poste und ein paar Features (Wo wir gerade sind Karte) nicht funktionieren. Mal schauen wie sich das in den USA gestaltet, wenn ich dann wieder übers iPad arbeiten kann.

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