Schweiz : Woche 2
Tag 8: Wanderung auf den Schrattenfluh und Hängst
Die Sicht wird besser. Die heutige Wanderung geht zum Schrattenfluh. Der Startpunkt ist ca 1 h mit dem Auto entfernt und führt uns über eine Panoramastrasse mit tollen Blicken auf die im Tal liegenden Seen auf ca. 1400 müNN. Bei der Schrattenfluh handelt es sich um eine schroffe Bergkette aus Karstgestein. Der Aufstieg geht teilweise direkt über den nackten, zerklüfteten Fels. Dieser ist spitz und scharfkantig und erfordert einiges an Geschick und Kondition bei Aufstieg und auch beim Abstieg. Die Wanderung ist nur 10 km lang, dabei sind knapp 700 Höhenmeter zu bewältigten. Die Sonne brennt, es sind 30°C. Die Wanderung ist eine echte Challenge. Zum Glück kommen wir an einigen Schneefeldern vorbei und können uns mit dem Eis etwas abkühlen. Bereits auf dem Weg und auf dem Gipfel haben wir tolle Ausblicke in die Berner Alpen mit Eiger, Mönch, Jungfrau, Schreckhorn und vielen mehr. Der Gipfel des Hängst ist mit 2092 müNN unsere höchster Punkt. Der Abstieg wird hart und geht extrem in die Beine, er fordert sämtliche Kräfte. Belohnt werden wir mit Ausblicken und der Beobachtung eines Murmeltiers. Erschöpft aber glücklich ereichen wir das Auto. Zurück geht es wieder auf der Panoramastrasse. Noch fix Einkaufen. Den Abend verbringen wir gemütlich am Zelt. Wir sind in den Bergen der Schweiz angekommen.
Tag 9: Runde Lauterbrunnental
Die gestrige Wanderung steckt uns noch gut in Beinen. Wir entscheiden uns für eine "Flachetappe". Es geht nach Lauterbrunn, einem bekannten Touriort, da von hier u.a. die Bergbahnen zum berühmten Jungfraujoch starten. Wir drehen eine gemütliche 15 km Runde durchs Lauterbrunner Tal (Lauterbrunn - Stechberg - Lauterbrunn). Das Tal wird beidseitig von mächtigen Felswänden flankiert. Hier stürzen beindruckende Wasserfälle mit 300 bis über 400 m Höhe von den Felsen ins Tal. Der Ort ist voll von Touris aus aller Welt. Nach dem Ortsausgang und dem Staubbachfall gleich zu Anfang wird es ruhiger. Vom Tal hat man herrliche Ausblicke auf die Berge des schweizer Hochgebirges wie das Breitenhorn und Teile der Jungfraugruppe. Ununterbrochen kommen Paraglider in teilweise atembraubenden Stunts und Drehungen vom Himmel. Das Tal liegt zwischen 800 und 1000 müNN, wir haben 30°C.
"Der Staubbachfall inspirierte Johann Wolfgang von Goethe bei seiner zweiten Schweizer Reise 1779 zu seinem Gesang der Geister über den Wassern, den er als Gast im Pfarrhaus von Lauterbrunnen schrieb. Der Staubbachfall ist mit seinen 297 Metern der höchste frei fallende Wasserfall der Schweiz. Der Mattenbachfall als Kaskadenwasserfall ist mit seinen 930 Metern europaweit der höchste und weltweit der dritthöchste Wasserfall. Lauterbrunnen ist ein Anziehungspunkt für Basejumper aus aller Welt, die von den umliegenden bis 1000 m hohen, steilen Felswänden, wie der Mürrenfluh oder der Staldenfluh, abspringen. So gibt es jährlich rund 20'000 Sprünge. Unter Objektspringern sind Absprungpunkte wie «High Nose Ultimate», «Nose» und «La Mousse» bekannt. Gemäss einer Erhebung von 2013 geschahen 15 Prozent aller bis dahin tödlichen Objektsprungunfälle weltweit im Lauterbrunnental [https://de.wikipedia.org/wiki/Lauterbrunnen]"
Auf dem Heimweg machen wir einen Abstecher nach Interlaken. Wir bummeln entlang den Luxus-Shoppingmeilen durch die Stadt, in die Altstadt und entlang der Aare. Interlaken ist ein mondäner Ort mit klassischen Grand Hotels und teuren Uhrengeschäften. 30 Franken für eine Pizza oder 10 Franken für einen Burger bei MCs sind uns zu teuer. Wir holen uns im Supermarkt einen Snack.
Die Ufer der Aare werden als Stadtstrand genutzt, man kann im Fluss baden. Fazit: tolles, mediterranes Flair mit Blick auf den noch verschneiten/vereisten Berg Männlichen.
Abends nehmen wir den ersten Regenguss mit, Zelt ist dicht und Tarp hält. Der Spuk ist schnell vorbei und die Sonne kommt nochmal raus..
Tag 10: Radtour um den Vierwaldstätter See
Die nächste Radtour steht an. Einmal um den Vierwaldstätter See mit Abkürzung via Fähre zwischen Gersau und Beckenried. Gesamtstrecke mit Fähre 67,5 km, reine Radstrecke über 55 km, ca. 600 Höhenmeter. Das Auto parken wir an der Fähre in Beckenried. Es wird sich zeigen, dass das eine gute Idee war. Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir ab Beckenried im Uhrzeigersinn um den See. Der Weg geht auf guten Fahrradwegen / Fahrradstraßen oft direkt am See entlang. Es ist Sonntag, die schmalen Strände, es sind eher Liegewiesen, wie man das vom Gardasee kennt, sind knacke voll mit Menschen. Während der Tour hat man herrliche Ausblicke über den leuchtend, blauen See auf die umliegenden Berge. Ab Luzern beginnt der Abschnitt mit Steigungen. Aber auch 150 Höhenmeter spürt man, vorallem bei 30°C und Sonne. In Meggen angekommen ist auf einmal die Straße gesperrt. Wir erkennen es gleich, fener haben wir im Radio darüber gehört, wir kreuzen die „Tour des Suisse“. Heute ist Start, die erste Etappe führt die Radfahrer von Küssnacht nach Küssnacht entlang am See und in die Berge, 129 km, 2000 Höhenmeter. Wir stehen an einer abfallenden Straße, die Fahrer kommen mit min. 70 km/h an uns vorbeigeschossen. Ein tolles Spektakel und eine willkommene Pause auf unserer Tour. Als der Weg wieder freigegeben ist, rollen wir runter nach Küssnacht, wo der ganze Ort voll ist wegen Start / Ziel der ersten Etappe. Indes ziehen über den Bergen dunkle Wolken auf.
In Wegis stellen wir uns an einer Tankstelle unter, es schüttet wie aus Eimern. Es ist 16:30 Uhr. Die Fähre, welche wir unbedingt erreichen müssen fährt noch 17, 18, und 19 Uhr. Die Wettervorhersage zeigt die kommenden 2 h dauerhaft Regen an. Wir haben noch gut 11 km Fahrt zur Fähre vor uns. Wir entscheiden uns eine Sprintetappe im Regen zu fahren. Alle Klamotten in die Tasche, es ist zum Glück warm und los geht es. Im strömenden Regen fahren wir Vollgas die Küstenstraße entlang. Außer, dass wir komplett durchgeweicht sind geht alles gut und wir kommen 5 Minuten vor 17 Uhr an. Abtrocknen, Sachen ausfringen, trockenes Wechselshirt an und schon fährt die Fähre los. Auf der Fähre verziehen sich die Wolken schon und die Sonne kommt raus. Magisches Licht über dem See und in den tief hängenden Wolken und ein Regenbogen über dem See runden den Tag ab. Zum Glück parkt unser Auto direkt an der Fähre. Mit Tüten auf den Sitzen, dass nicht alles nass wird, fahren wir mit eingeschalteter Heizung zurück zum Campingplatz. Erkältung gerade noch vermieden. Hat Spaß gemacht.
Tag 11: Felsenweg Bürgenstock
Für heute ist für Vormittag etwas unbeständiges Wetter angesagt. Wir nutzen die Gelegenheit zum Einkaufen, Wäsche machen und Chillen am Zelt. Nachmittags fahren wir zum Bürgenstock. Einem Berg / Felsen auf der Südseite des Vierwaldstätter Sees.
"Der Bürgenstock, auch Bürgenberg, ist ein 1128 m ü. M. hoher Berg in den Urner Alpen am Vierwaldstättersee (434 m ü. M.) im Schweizer Kanton Nidwalden. Im engeren Sinne ist Bürgenstock ein Kurort auf ebendiesem Berg, auf der Alp Tritt gelegen. Die Hotelanlage auf dem Bürgenstock trägt seit 2014 den Namen Bürgenstock Resort. [https://de.wikipedia.org/wiki/Bürgenstock]".
Von der Hotelanlage gibt es eine sogenannten Felsenweg, dieser wurde künstlich angelegt, welcher an der steil abfallenden Wand zum See entlang führt. Man hat geniale Ausblicke auf den See, die Wand fällt unter den Füßen 500-700 m senkrecht zum Ufer ab. Ziel ist der Gipfel des Bürgenbergs. Entspannte Tour, 5 km, knapp 300 Höhenmeter.
"Der Bürgenstock beherbergt mehrere Luxushotels und ein Kongresszentrum und ist seit 1872 ein Ferienort und eine Kongressdestination. Seit 1888 ist der Berg mit der Bürgenstock-Bahn von der Schiffstation Kehrsiten aus erschlossen. Auf dem Bürgenstock befindet sich der höchste Freiluftaufzug Europas, der Hammetschwand-Lift. Er verbindet den Felsenweg mit dem Aussichtspunkt Hammetschwand." Der imposante Lift gilt als Eifelturm der Schweiz, weil er zu der Zeit ein ähnlich tollkühnes Unterfangen war. Das Hotel wirkt etwas surreal, es ist eine abgeschlossene Luxushotelanlage wo internationale Stars absteigen und weltweite politische Konferenzen stattfinden.”
Tag 12: Auf dem Eigertrail
An unserem letzen Tag in Sarnen haben wir uns noch ein Highlight vorgenommen. Wettervorhersage passt, beste Sicht, Sonne. Wir fahren nach Grindelwald. Steigen in die Zahnradbahn und fahren hoch zur "Kleinen Scheidegg". Die Fahrt ist ein Erlebnis. Beeindruckend welche Steigungen die Bahn überwindet. Man kann nur schwer stehen. Wir hängen am Fenster und sind geflasht von der Aussicht. Wir haben zum Glück eine historische Bahn mit alten Holzsitzen und sich öffnen lassenden Fenstern erwischt. Oben angekommen befinden wir uns auf 2061 müNN. Die berühmten Gipfel von Eiger, Mönch und Jungfrau stehen mit ihren weiß, verschneiten Gletschern und Schneefeldern vor uns. 2000 Meter hohe Wände von bis zu 4158 m (Jungfrau) erheben sich in den blauen Himmel. Unserer heutige Tour ist der Eiger-Trail, entlang der berühmten Eiger-Nordwand. Zuerst steigen wir 200 Meter hoch zur Bergstation der Eiger Seilbahn und dem Eiger Gletscher. Am Zugang zum Trail steht gesperrt! Oh Nein! Wir machen erstmal Vesper auf der Sonnenterasse unterhalb vom Gletscher. Wir checken die Wander-App, stellen fest, das laut unserer Routenführung der Einstieg etwas tiefer liegt. Dort angekommen steht kein Verbots-Schild. Der Weg sieht gut aus, wir haben auch schon andere Wanderer gesehen, die in die gewünschte Richtung gehen, wir laufen los. Unser geplante Tour geht über 12,5 km, 700 Höhenmeter. Wir wandern entlang der Eiger-Nordwand. 2000 Meter erhebt sich diese fast senkrecht zu unserer Rechten. Wir queren Schneefelder und Gletscherflüsse, ggfls. ist das der Grund, dass der Trail gesperrt ist ?! Alles safe, es ist eine entspannte Wanderung mit tollen Eindrücken. Wir steigen ab ins Tal zum Haltepunkt Alpiglen. Um die Runde voll zu machen müssten wir 400 Meter hoch zurück entlang der Gleise zur Bergstation steigen. Heute nicht. Wir nehmen die Bahn ins Tal und nutzen die gewonnene Zeit für einen Runde durch Grindelwald. Wäre eigentlich der perfekte Spot für ein Mitbringsel, T-Shirt o.Ä., wir werden nicht fündig. Zurück auf dem Campingplatz Sortieren, Packen wir etwas als Vorbereitung für den Wechsel auf den nächsten Campingplatz.
Tag 13 : Fahrt von Sarnen nach Grächen
Als erprobte Camper verlassen wir 30 Minuten vor dem Auschecken pünktlich 10:30 Uhr den Campingplatz. Unser Ziel ist Grächen im Kanton Wallis. 150 km Fahrt, wir wählen bewusst keine Autobahnen um was von der Landschaft zu sehen. Es geht über Innertkirchen hinauf zum Grimselpass. Oben angekommen befinden wir uns auf 2163 müNN. Die Strasse ist Hotspot für Motorradfahrer und Sportwagenfans. Wir gönnen uns ein Mittagessen im Restaurant auf dem Pass, typisch schweizer Preise. Die Serpentinen Straße runter nach Gletsch macht Spaß. Wir befinden uns im Rhone -Tal, welchem wir flussabwärts nach Visp folgen. In der Ferne tauchen verschneite Berggiganten auf, wir sind auf der richtigen Fährte. Im Tal befinden sich einige Dörfer mit traditionellen Holzhäusern, in Ulrichen halten wir für einen Fotostopp um diese auf “Film” zu bannen. In Visp kaufen wir Lebensmittel ein bevor es nach Grächen geht.
Grächen liegt auf dem Weg nach Zermatt, oberhalb der Talstraße. Perfekter Campingplatz, Stellplatz mit Blick ins Tal und auf die Berge der Nesthornkette. Hinter uns die Weisshorngruppe mit über 4500 Meter. Wir fühlen uns sofort komplett angekommen. Eigentlich wollten wir nur 3 Nächte bleiben und haben uns die dritte Woche noch offen gelassen, wir verlängern noch am selben Abend bis zum Ende der Reise. Die Gegend bietet mit Spots wie Matterhorn, Aletschgletscher usw. alles was wir Suchen. Zelt ist fix aufgebaut. Den Abend verbringen wir mit sensationellem Blick am Zelt.
Tag 14 : Nachmittags mit Rad zum Grächener See
Wir haben sehr gut geschlafen. Wir befinden uns auf knapp 1500 müNN, d.h. die Abend,- Nachttemperaturen sinken gegen 10°C. Wesentlich angenehmer zum Schlafen im Zelt als zuvor in Sarnen, außerdem machen die mitgenommenen warmen Sachen beim abendlichen Draußensitzen wieder Sinn. Wir lassen den Tag ruhig angehen. Vormittags chillen wir am Zelt und genießen den Ausblick. Nachmittags machen wir eine kleine 11 km Runde mit dem Rad, es geht hoch in den Ort zum Sarner See. Bei 30 °C und starker Steigung sind die 260 Höhemeter auch ein kleine Challenge. Wir besichtigen noch den Ort, haben den ersten Blick aufs Matterhorn und rollen zurück zum Zelt. Wir arbeiten noch etwas am Blog, zum Abendbrot gibt es Wraps, Martin nutzt die freie Zeit und liegt vor 9 Uhr im Bett, muss auch mal sein.
Grächen Klima lt. Wikipedia: "Für die Normalperiode 1991–2020 beträgt die Jahresmitteltemperatur 5,5 °C, wobei im Januar mit −2,6 °C die kältesten und im Juli mit 14,6 °C die wärmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden. Im Mittel sind hier rund 147 Frosttage und 45 Eistage zu erwarten. Sommertage gibt es im Jahresmittel 8 bis 9, während im Schnitt alle 10 Jahre ein Hitzetag zu verzeichnen ist. Die Messstation von MeteoSchweiz liegt auf einer Höhe von 1605 m ü. M. [https://de.wikipedia.org/wiki/Graechen]".
Wir nehmen gerade alle Sommertage mit oder das Klima verändert sich seit 2020 so stark, dass die bisherigen Werte nicht mehr passen ?!